Es gibt sie seit dem Sommersemester 2014, die Summer School Humanitarian Action. Warum das Thema internationale Krisenforschung nicht aus der Mode kommt, erläutert der leitende Dozent der Summer School, Prof. Dr. Dennis Dijkzeul vom Institut für Friedensicherungsrecht und humanitäres Völkerrecht, in diesem Interview.
Herr Dijkzeul, worum geht es in der Summer School?
Katastrophen und Konflikte in unserer Welt nehmen rapide zu, der Respekt für das humanitäre Völkerrecht leider ab. Es gibt neue Akteure, die Einfluss nehmen und Krisen verschärfen, wie z.B. China in Afrika, Druglords in Afghanistan, oder clan elders in Somalia. Vielleicht als jüngstes Beispiel Syrien, dessen Krieg aufgrund der vielen geopolitischen Interessen immer weiter gefüttert wird. Die internationale humanitäre Hilfe ist auf diese rasanten Entwicklungen und Veränderungen nicht optimal eingestellt.
Die Summer School verfolgt das Ziel, den Studierenden einen Einblick in das wichtige und anspruchsvolle Feld der internationalen humanitären Hilfe zu vermitteln. Die wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskussion über Legitimität und Verantwortlichkeit humanitärer Organisationen hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. In diesem Zusammenhang versteht sich die Summer School als Chance für Studierende, sich in einem interdisziplinären Forschungsfeld so früh wie möglich mit einer grundlegenden Frage unserer Weltgesellschaft auseinanderzusetzen.
Die Studierenden arbeiten auch praktisch und werden in Petoland aktiv …
Die humanitäre Hilfe ist ja traditionellerweise praktisch ausgerichtet und bietet daher für Studierende sehr unterschiedlicher Fachrichtungen Berufseinstiegsmöglichkeiten. Wir versuchen im Rahmen der Summer School neben der Theorie auch die praktische Seite der internationalen Krisenhilfe zu vermitteln. Dafür haben wir mit Petoland einen fiktiven Krisenherd erschaffen und können nun in einem Planspiel verschiedenste Szenarien einer humanitären Krise durchspielen.
Wie läuft so ein Planspiel ab?
Im Planspiel wird der Teilnehmer einen praktischen Einblick in die Arbeitsabläufe und Koordinierungsmechanismen der internationalen humanitären Hilfe vermittelt. Das Spiel simuliert eine humanitäre Krisensituation und ermöglicht den Teilnehmern, die Dynamik in der Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure zu verstehen. Für die Dauer des Spiels – etwa zwei Tage – übernehmen die Teilnehmer die Rolle eines Akteurs (UN, humanitäre Organisationen, Regierungsvertreter, lokale Selbstverwaltung, lokale Zivilgesellschaft), dessen Standpunkt sie überzeugend vertreten und in den Verhandlungen durchsetzen sollen. Das Planspiel wird mit einer allgemeinen Diskussionsrunde abgeschlossen, in der die Teilnehmer sich über ihre Erfahrungen austauschen können. In der Diskussion wird zudem eine Verbindung zu den in den Lehrmodulen vermittelten theoretischen Kenntnissen hergestellt.
Was sind für Sie als Lehrender die Herausforderungen, mit Studierenden aus unterschiedlichen Fächern zu arbeiten?
Eigentlich mache ich das gerne, weil die Studierenden und Dozenten viel voneinander lernen können. Die Herausforderung ist „to find unity in diversity“. Einerseits machen meine Kollegen und ich deutlich, wie breit gefächert humanitäre Krisen sind. An sich ist das auch logisch, weil während einer Krise, Staat und Gesellschaft (teilweise) zusammenbrechen können. Anderseits, gibt die Herausforderungen der Krisen, sowie die Reaktionen welche sie hervorrufen, besser auch einen deutlichen Fokus. In diesem Sinne ist Interdisziplinarität ein Muss.
Wer kann überhaupt teilnehmen? Werden besondere Kenntnisse benötigt?
Die Veranstaltung wird in englischer Sprache angeboten. Zugangsvoraussetzungen für die Summer School sind also gute Englischkenntnisse, mindestens zwei abgeschlossene Fachsemester sowie Interesse am Themenkomplex der humanitären Hilfe und am interdisziplinären Arbeiten mit anderen Studierenden. An der Summer School können maximal 30 Studierende teilnehmen.
Was können Sie Studierenden raten, die nach ihrem Abschluss in diesem Feld Fuß fassen wollen?
Ja, dass es spannend ist wird deutlich im Inhalt und mit den Unterrichtsmethoden, welche von Gruppendiskussionen über Frontalunterricht zu Videos und Moot Court variieren. Und wir haben eben schon über das Planspiel gesprochen. Auf diese Weise können Studierende inhaltliche und praktische Erfahrungen austauschen. Außerdem gibt es am Ende der Woche ein Career Forum, worin Praktiker über ihre Arbeit und Lebensläufe erzählen, insbesondere werden sie betonen wie sie selbst Fuß gefasst haben im humanitären System.
Die Studierenden können die Summer School somit nutzen, um das Berufsfeld der humanitären Hilfe für sich individuell zu erschließen und ihr Profil im Hinblick auf Praktika, weiterführende Studiengänge und Berufstätigkeit zu formen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Dennis Dijkzeul ist Professor für Konflikt- und Organistionsforschung am Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) an der Ruhr-Uni Bochum. (https://www.ifhv.de)